Strebt nach der Liebe! Bemüht euch um die Gaben des Geistes, am meisten aber darum, dass ihr prophetisch redet! Denn wer in Zungen redet, der redet nicht zu Menschen, sondern zu Gott; denn niemand versteht ihn: im Geist redet er Geheimnisse. Wer aber prophetisch redet, der redet zu Menschen zur Erbauung und zur Ermahnung und zur Tröstung. (1. Korinther 14,1-3)
Liebe Leserinnen und Leser,
warum eigentlich Gemeinde? Kann ich meine Beziehung zu Gott nicht auch zu Hause pflegen? Und im Fernsehen oder Radio gibt es auch gute Gottesdienste - ein Angebot besonders für Leute, die nicht mehr zum Gottesdienst kommen können, oder in der Coronazeit für Gemeindeglieder, die nicht unter Leute gehen wollen.
Gemeinde oder alleine - ist das egal? Diese Frage ist Hintergrund dieser Bibelverse zu Zungenrede und prophetischer Rede.
Zungenrede ist das Gebet in einer fremden Sprache, eine persönliche, intime Sprache zwischen dem Beter und Gott. Sie wird vom Heiligen Geist gegeben. Verliebte junge Leute haben ja auch ihre persönliche, intime Sprache miteinander. Viele in der Gemeinde in Korinth beteten so. Paulus findet das gut. Aber er kritisiert die Art und Weise, wie es in der Gemeinde praktiziert wird. Das Zungengebet ist ein Ausdruck des persönlichen Glaubens. Es baut nicht die Gemeinde. Man kann damit nicht den anderen Gemeindegliedern dienen.
Darum bewertet Paulus die prophetische Rede in der Gemeinde höher. Wenn Gemeindeglieder einander durch ein Wort ermutigen, weiterhelfen, etwas klar stellen, den Anstoß zu einer Entscheidung geben, im Glauben ermutigen, trösten, dann ist das prophetische Rede. Der Heilige Geist gibt sie. Gott redet so durch ein Gemeindeglied zum anderen. Durch sie stärkt und baut Gott seine Gemeinde.
Paulus bewertet die Geistesgaben höher, mit denen einer dem anderen in der Gemeinde dienen kann. Er bewertet das höher, was die Gemeinschaft stärkt und die Gemeinde aufbaut. Demgegenüber tritt bei Paulus das zurück, was allein den eigenen Glauben stärkt.
Damit zeigt Paulus eine Grundüberzeugung, die heute noch gilt:
Im christlichen Glauben geht es um mehr, als daß ich mit meinem Gott im Reinen bin. Christlicher Glaube ist nicht nur eine Privatangelegenheit zwischen mir und meinem Gott.
Nachdem zu Pfingsten in Jerusalem der Heilige Geist ausgegossen worden war, kamen 3000 Menschen zum Glauben und wurden getauft. Aus den Gläubigen entstand die erste Gemeinde. Jeder Gläubige wurde Teil der Gemeinde. Persönliche Gottesbeziehung und Gemeinschaft in der Gemeinde gehören zusammen. Der Gläubige gehört in die Gemeinde - solange er Kraft und Gesundheit hat, zu kommen - denn er ist Teil der Gemeinde, Teil des Leibes Christi.
In der Gemeinde geht es um 3 Dinge:
- daß ich mich von Gott für die anderen Gläubigen in der Gemeinde gebrauchen lasse, ihnen diene. Denn Gott hat mir mit meiner Gabe eine Aufgabe gegeben.
- daß ich den Dienst anderer in der Gemeinde für mich annehme und mich im Glauben von anderen begleiten lasse. Ich brauche die anderen Geschwister auf meinem Glaubensweg genauso, wie sie mich brauchen. Ich brauche Korrektur genauso wie Stärkung. Die Gefahr, festzufahren, oder im Glauben müde zu werden und auf meinem Weg zum Reich Gottes auf der Stecke zu bleiben, ist viel größer, wenn ich mit meinem Glauben allein bleibe, als wenn ich ihn in der Gemeinde lebe.
- daß die Gemeinde als Ganze vollendet wird. Durch Jesus Christus haben wir die Gewißheit, daß Gott uns einmal zu sich holt. Aber Gott will nicht nur mich und dich vollenden. Er will seine Gemeinde als Ganze vollenden. Er geht mit seiner Gemeinde durch diese Welt. Er hat seiner Gemeinde den Auftrag gegeben, Licht in der Welt zu sein und Menschen zu dienen. Er hat seiner Gemeinde die Verheißung gegeben, einmal in der Ewigkeit bei ihm zu sein.
Es wird im Himmel keine privaten Kämmerlein geben, in denen jeder mit seinem Gott alleine ist. Es wird im Himmel aber die vollendete Gemeinde geben, die vor Gottes Thron ist und ihn anbetet.
Amen