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Gedanken zum zweiten Sonntag in der österlichen Freudenzeit (Miserikordias Domini, 26.4.2020)

Gedanken zum zweiten Sonntag in der österlichen Freudenzeit

(Miserikordias Domini, 26.4.2020)

Liebe Mitglieder unserer Kirchgemeinde, liebe Schwestern und Brüder im Herrn,

Wir feiern den zweiten Sonntag in der österlichen Freudenzeit. Es ist der Sonntag vom guten Hirten. „Misericordias Domini“ heißt er auf Latein und bedeutet übersetzt: „Die Barmherzigkeit des Herrn“. Gerade jetzt inmitten der Coronakrise, wo sich in kurzer Zeit alles so stark verändert hat, unser Leben, die Gesellschaft, das Miteinander, wo vieles unsicher und brüchig geworden ist, wo existentielle Ängste und Fragen uns beschäftigen, wo der Blick sorgenvoll nach vorn geht, gerade jetzt ist es gut zu wissen, dass wir einen guten Hirten haben.

Einen, der stärker ist als alles. Einen, dem wir vertrauen können, der für uns sorgt, dem wir am Herzen liegen. Einen, der ganz nah bei uns ist, der unsere Wege mitgeht. Einen, der uns beim Namen ruft, der weiß, was wir brauchen, was gut für uns ist. Einen, der uns festhält und uns auch durch dunkle Täler und notvolle Zeiten hindurchführt. Ja, es ist gut, einen guten Hirten zu haben, sich ihm anzuvertrauen. Wir können ihm unser Lob und unseren Dank bringen, unsere Freude mit ihm teilen. Wir dürfen ihm unser Leid und unsere Not klagen. Wir können ihm alles hinlegen, was uns belastet und beschwert, was uns Angst macht und Sorge bereitet. Wir dürfen ihn um Kraft und Stärke bitten, um Hoffnung und Zuversicht. Wir können Hilfe und Heilung von ihm erflehen.

Der gute Hirte lässt uns nicht im Stich. Daran können wir glauben. Darauf dürfen wir vertrauen. Davon schreibt auch die christliche Lyrikerin Käte Walter: „Einer ist dir nahe, wo du immer bist, dessen Aug dich leitet, der dich nie vergisst. Einer kennt dein Sehnen, alle deine Pein, weiß um deine Tränen und dein Einsamsein. Einer hilft dir tragen alle deine Last, hält an allen Tagen dich in Lieb umfasst. Ihm kannst du vertrauen in der größten Not, der für uns besiegte Finsternis und Tod. Nie trägst du vergebens zu ihm all dein Leid. Segen hat dein Heiland stets für dich bereit.“

Und heute, am Hirtensonntag, hören wir nun auch ein Hirtenwort von unserem guten Hirten. Aufgeschrieben ist es im Johannesevangelium: „Jesus Christus spricht: Ich bin der gute Hirte und kenne die Meinen und die Meinen kennen mich, wie mich mein Vater kennt; und ich kenne den Vater. Und ich lasse mein Leben für die Schafe. Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie und sie folgen mir; und ich gebe ihnen das ewige Leben, und sie werden nimmermehr umkommen, und niemand wird sie aus meiner Hand reißen.“

Stark und kräftig ist es, dieses Hirtenwort unseres auferstandenen und lebendigen Herrn, einladend und hilfreich zugleich. Es strahlt Hoffnung aus, macht Mut, gibt Zuversicht. Ein Wort, das wir brauchen, gerade heute! Gerade jetzt, auf dem Weg durch eine neue Woche! Gerade jetzt auf dem Weg durch diese notvolle Zeit der Coronakrise, auf dem Weg hinein in eine so unsichere Zukunft. Wir sind nicht allein! Jesus Christus ist unser guter Hirte. Er ist bei uns, immer und überall. Er weicht nicht von unserer Seite. Niemals lässt er uns im Stich. Auf allen Wegen geht er mit uns. Egal ob sie hinauf auf aussichtreiche Höhen führen oder durch enge und finstere Täler. Egal ob die Sonne scheint oder Wolken am Himmel aufziehen. Auch in Zeiten von Leid, Not und Krankheit ist er bei uns. In jeder nur erdenklichen Situation ist uns der gute mit seiner Hilfe und seinem Beistand nahe. Seine segnenden und schützenden Hände hält er über uns. Wenn wir stolpern und hinfallen, reicht er uns seine Hand, damit wir wieder aufstehen können. Er führt uns zu den Quellen des Lebens, zu den grünen und saftigen Weiden seines heilenden, stärkenden und erfrischenden Wortes. Er kennt die Orte, wo wir zur Ruhe kommen können, wo wir sicher und geborgen sind. Er tröstet uns, wenn wir traurig, verteidigt uns, wenn andere über uns herfallen oder uns Böses wollen. Er stärkt uns, unseren Glauben und unser Vertrauen, immer wieder. An keinem Ort, zu keiner Zeit sind wir allein oder verlassen. Immer ist der gute Hirte bei uns. Er kennt uns, jeden ganz persönlich, den Namen und die sich dahinter verbergende Lebensgeschichte. Er weiß, was wir brauchen, was gut und wichtig für uns ist. Wir liegen ihm am Herzen, sind ihm wichtig und wertvoll.

Der gute Hirte will das Beste für uns. Jedem will er ganz nahe sein, an jedem neuen Tag, auf allen Wegen. Wunderbar ist das, einfach großartig und wunderbar! Der gute Hirte will uns Heilung und Erlösung schenken. Bei ihm gibt es erfülltes und sinnvolles Leben. Und er stellt uns ein wunderbares Ziel in Aussicht. Dorthin will er uns führen. Der gute Hirte ist immer für uns da, auch und gerade jetzt in dieser Krisenzeit der Coronapandemie. Er lässt uns nicht allein. Wir dürfen uns ihm anvertrauen, seine Hand ergreifen, Hilfe und Beistand von ihm erflehen, seinen Schutz und Segen erbitten. Tun wir es doch! Es lohnt sich! Ganz bestimmt! Nichts und niemand können und werden uns aus der Hand des guten Hirten reißen. Glauben wir daran! Vertrauen wir darauf! Der gute Hirte möchte nicht, dass unsere Wege irgendwo in einer Sackgasse enden, dass uns die Schritte zu mühsam und die Lasten zu schwer werden, dass uns Halt und Orientierung fehlen. Er möchte nicht, dass wir das Ziel aus dem Blick verlieren.

Der gute Hirte möchte nicht, dass uns die schlechten Meldungen und Negativschlagzeilen dieser Tage herunterziehen. Er möchte nicht, dass wir in den dunklen Löchern von Ängsten, Nöten, Sorgen und Verzweiflungen stecken bleiben und die Sonne am Himmel nicht mehr sehen. Er möchte nicht, dass uns gerade jetzt in dieser Zeit die Hoffnung und Zuversicht abhanden kommt oder wir nur noch wie gelähmt auf das Coronavirus starren wie das Kaninchen auf die Schlange. Er möchte nicht, dass wir den Kopf in den Sand stecken, den Mut verlieren und alles nur noch schwarz sehen.

Auch in den Krisen soll das Leben lebenswert bleiben, sollen der Glaube und das Vertrauen fest stehen, uns stärken und uns tragen. Auch in notvollen Zeiten sollen Sinn und Erfüllung erhalten bleiben. Auch in dunklen Momenten soll das Licht nicht verlöschen. Auch in Ausnahmesituationen soll uns keine Panik ergreifen, sollen Hoffnung und Zuversicht nicht klein geredet werden. Denn wir sind ja nicht allein! Der gute Hirte Jesus Christus ist immer und überall bei uns!

Er kennt die Tiefen des Lebens, die Zeiten von Anfechtung und Verzweiflung, Nächte voller Ängste, die notvollen Abgründe, in die man geraten kann. Leid und Schmerzen sind ihm nicht fremd. Sogar den Tod hat er erlitten. Deshalb ist uns der gute Hirte so nahe. Deshalb dürfen wir ihm vertrauen, uns ihm anvertrauen. Besonders auch in den Tiefen und dunklen Schluchten, in Krisenzeiten und Ausnahmesituationen. Weil er weiß, wie sich das alles anfühlt. Weil er es selbst erlebt, ja erlitten hat. Weil er für uns am Kreuz gestorben ist. Er hat sein Leben für uns gegeben. „Der gute Hirte lässt sein Leben für die Schafe.“ Und zu Ostern ist er auferstanden und hat damit eine neue, eine lebendige, eine unverlierbare Hoffnung begründet. Wir haben einen guten Hirten. Was brauchen wir mehr.

Nun aber sind wir auch eingeladen, den Spuren des guten Hirten zu folgen. Im 1. Petrusbrief heißt es dazu:   „Denn dazu seid ihr berufen, da auch Christus gelitten hat für euch und euch ein Vorbild hinterlassen, dass ihr sollt nachfolgen seinen Fußstapfen; er, der keine Sünde getan hat und in dessen Mund sich kein Betrug fand; der, als er geschmäht wurde, die Schmähung nicht erwiderte, nicht drohte, als er litt, es aber dem anheimstellte, der gerecht richtet; der unsre Sünden selbst hinaufgetragen hat an seinem Leibe auf das Holz, damit wir, den Sünden abgestorben, der Gerechtigkeit leben. Durch seine Wunden seid ihr heil geworden. Denn ihr wart wie irrende Schafe; aber ihr seid nun umgekehrt zu dem Hirten und Bischof eurer Seelen.“

Jesus, unser guter Hirte, hat seine Fußtapfen hinterlassen. Von der Krippe bis zum Kreuz hat er sie in den staubigen Sand der Welt gesetzt, damit wir ihnen folgen können. Fußtapfen, die wie im Schnee eine Spur legen. Ihnen folgen wir. In diesen Fußtapfen wollen wir gehen. „Wir gehen in den Fußtapfen Jesu, wenn wir ab und zu einen Schritt zurücktreten. Wenn wir nicht immer Recht haben wollen. Wenn wir nicht nur von uns aus die Dinge sehen. Wenn wir nicht immer auf dem eigenen Standpunkt beharren. Wir gehen in den Fußtapfen Jesu, wenn wir Worte vermeiden, die Öl ins Feuer gießen, die Vorurteile zementieren, und stattdessen das Leiden der Menschen sehen.“

Wir gehen in den Fußtapfen Jesu, wenn wir auch in Krisenzeiten am Glauben festhalten, wenn wir darin unseren Halt und unsere Stärke suchen, wenn wir daraus wie aus einer frischen Quelle schöpfen.

Wir gehen in den Fußtapfen Jesu, wenn wir dabei die Hoffnung und den Optimismus behalten, wenn wir den Mut nicht verlieren, wenn wir zuversichtlich nach vorn schauen und unsere Wege gehen, auch wenn sie manchmal mühsam und steinig sind.

Wir gehen in den Fußtapfen Jesu, wenn wir barmherzig sind und barmherzig miteinander umgehen, wenn wir auch in dieser Ausnahmesituation füreinander da sind, wenn wir gegenseitig Verantwortung tragen, das tun, was uns möglich ist. Auch wenn wir Abstand halten müssen und die persönlichen Kontakte eingeschränkt sind.

Wir gehen in den Fußtapfen Jesu, wenn wir gerade jetzt, inmitten der Coronakrise kleine Lichter anzünden, die Freude, Wärme und Hoffnung ausstrahlen, die einfach ein gutes Gefühl vermitteln. Egal ob es der Anruf oder die Mail ist, die Musik, die von den Kirchtürmen oder anderswo erklingt, die Nachbarschaftshilfe beim Einkaufen, das Nähen von Schutzmasken, das kleine Dankeschön an der Supermarktkasse.

Wir gehen in den Fußtapfen Jesu, wenn wir versuchen geduldig zu sein, wenn wir abwarten und auch verzichten können. Wenn wir besonnen sind und erst einmal vorsichtig kleine Schritte in Richtung Normalität tun. Leicht ist das alles freilich nicht. Manchmal treten wir auch daneben oder verlieren die Spur aus dem Blick.

Doch Gott sei Dank ist der gute Hirte, dessen Spuren wir folgen, auch ganz nah bei uns. Er führt und zeigt uns den richtigen Weg. Er gibt uns das, was wir brauchen. Deshalb wollen wir uns dem guten Hirten, unserem auferstandenen und lebendigen Jesus Christus anvertrauen. Deshalb wollen wir seiner Spur folgen und in seinen Fußtapfen gehen. Deshalb wollen wir seine Hand ergreifen und uns führen lassen. Deshalb suchen wir Zuflucht und Geborgenheit bei ihm. Deshalb wollen wir allein von ihm Hilfe und Stärke erbitten, Hoffnung, Mut und Zuversicht. Mit ihm, unserem guten Hirten, unserem auferstanden und lebendigen Herrn Jesus Christus muss uns auch jetzt in dieser Zeit der Coronapandemie nicht bange sein.

„Ich bin in guten Händen.  Mein Hirte ist der Herr.  Er schenkt mir, was ich brauche  und gibt mir noch viel mehr.  Zum frischen Wasser führt er mich,  lässt mich dort Ruhe finden,  versorgt mich väterlich.  Geht meine Kraft zu Ende, dann richtet er mich auf.  Gibt neuen Mut und führt mich den Weg zum Ziel hinauf. Bei mir stets und überall, weicht nie von meiner Seite, Auch nicht im dunklen Tal.  Ich muss mich nicht mehr fürchten,  er lässt mich nie im Stich.  Er ist ein guter Hirte,  beschützt und tröstet mich.  Er setzt das Letzte für mich ein,  sogar sein eignes Leben.  Ich muss ihm wertvoll sein. Er lädt mich ein zu rasten  und deckt mir selbst den Tisch.  Schenkt ein aus vollen Händen,  ich fühl mich wieder frisch.  Weil ich bei ihm geborgen bin,  genieß ich seine Liebe  bis an mein Ende hin.“

(Text von Christoph Zehender; Melodie nach EG 295)

So wünsche ich Ihnen und Euch immer wieder viele gute, stärkende und bereichernde Erfahrungen mit Jesus Christus, unserem guten Hirten. Bleiben Sie alle behütet, gesund und gesegnet.

Es grüßt Sie und Euch herzlich

 

Pfr. Michael Goll

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