HERR, dich rufe ich an; denn das Feuer hat die Auen in der Steppe verbrannt, und die Flamme hat alle Bäume auf dem Felde angezündet. Es schreien auch die wilden Tiere zu dir; denn die Wasserbäche sind ausgetrocknet und das Feuer hat die Auen in der Steppe verbrannt. (Joel 1,19-20)
Liebe Leser,
eine Katastrophensituation wird im Prophetenbuch Joel im 1. Kapitel geschildert. Eine Heuschreckenplage ist über das Land gegangen und hat alles niedergefressen. Anschließend kam eine lange Trockenheit und in Folge davon Wald- und Buschbrände. Die Ernte ist zerstört und die Nutztiere sind verendet. Der Prophet Joel deutet diese Ereignisse als Goßes Gericht für die Sünde und Gottlosigkeit des Volkes. Und er bezeichnet diese Ereignisse als Vorboten für Schlimmeres, für eine kommende Invasion durch feindselige Heere. Die Katastrophen, die das Volk erlebt, sollen als Ruf zur Umkehr gehört werden, so Joel.
Naturkatastrophen als Folge der Sünde: Diese Verbindung ziehen wir nicht so schnell. Die Waldbrände im Januar in Kalifornien, die Erdbeben- und Vulkangefahr im östlichen Mittelmeer, die jahrelange Dürre in Teilen Afrikas, die Hochwassernot mit ihrem Ausmaß an Schäden voriges Jahr in Deutschland und anderen Staaten Europas – was hat das mit Sünde und Gottlosigkeit zu tun? Gibt es da tatsächlich einen Zusammenhang, den wir vielleicht nur nicht wahrnehmen? Und die Angst davor, ob es noch schlimmer kommen könnte, ist allenthalben da und wächst mit jeder neuen Katastrophe.
Haben wir gesündigt und deshalb straft uns Gott?
So pauschal passen Sünde und Strafe nicht zusammen. Denn Katastrophen unterscheiden nicht zwischen Guten und Bösen, Gerechten und Ungerechten. Sie treffen alle.
Und doch gibt es im weiteren Sinn Zusammenhänge:
Der Raubbau an der Schöpfung hat böse Folgen für uns Menschen, und die spüren wir immer mehr.
Zunehmender Egoismus und Rücksichtslosigkeit in der Gesellschaft lässt das Klima in ihr kälter und liebloser werden und die Gewalt und Gleichgültigkeit nimmt zu.
Wenn sich immer mehr Menschen vom christlichen Glauben abwenden, dann gehen automatisch auch die Werte verloren, die im Christentum und der Lehre von Jesus ihren Ursprung haben. Wenn die Wurzel zerstört wird, dann fällt der Baum um. Und das merkt dann die ganze Gesellschaft.
Weltweit erleben wir weltweit eine zunehmende Verherrlichung von Gewalt und Stärke und von menschlicher Macht. Es ist das Gegenteil von dem, was Jesus lehrt, damit das Zusammenleben und die Gemeinschaft von Menschen gelingt.
Daher, was wir an bösen Entwicklungen erleben, ist wirklich eine Folge der Abkehr von Gott, der Sünde.
Aber Joel geht noch einen Schrift weiter: Herr, ich rufe dich an, sagt er. Katastrophen können Menschen aufrütteln, dass sie wieder nach Gott rufen und fragen. Not hat schon oft nicht nur einzelne Menschen, sondern auch ganze Gesellschaften beten gelehrt. Manchmal ist es eben gerade erst die Not, die uns wieder das bewusst macht, was schon immer wahr ist: Wir sind von Gott abhängig und auf seinen Segen angewiesen. Das Geschöpf kann ohne seinen Schöpfer nicht leben. Die Welt gerät ohne Gott in Chaos und Unheil. Und wenn wir meinen, wir brauchen Gott nicht und wir können uns allein ein glücklicheres Leben und eine bessere Welt schaffen, dann müssen wir die Folgen erleben.
Die Worte von Joel sind aber keine bittere Abrechnung. Sie sind ein Ruf zur Besinnung, zur Umkehr. Wir können und sollen ihn um Hilfe bitten und diese von ihm erwarten. Auf nichts und niemanden sollen wir unsere Hoffnung setzen, als allein auf Gott. Es ist ein Ruf zum Gebet. Und das wird Wirkung haben. Gott gibt Segen denen, die zu ihm rufen und er erhört das Gebet für die Menschen in der Welt und für unsere Gesellschaft. Gott kann Dinge wieder einrichten, die aus dem Ruder gelaufen sind. Und dringender als noch vor wenigen Jahren ist das Gebet um Frieden. Gott will Frieden, den echten Frieden, der von seinem Sohn Jesus Christus ausgeht, in die Welt geben, aber er will von uns gebeten sein. Er will sehen, dass es uns ernst ist, dass wir nicht mehr auf uns selbst vertrauen, sondern auf ihn. Darum, lasst uns nicht müde werden, zu beten und Gott anzurufen und ihm die Not in der Welt und um uns herum vor die Füße zu werfen!
Es grüßt Sie herzlich Ihr Pfarrer Eckehard Graubner